Der Bordeaux-Brief
Der abgebildete Brief ist der wertvollste Brief aller Zeiten.
Seinen Wert verdankt der Brief nicht nur der einzigen bekannten Kombination der
Blauen-Mauritius (1 Penny) und Roten-Mauritius (2 Pence) auf einem kompletten,
gut erhaltenen Briefumschlag, sondern auch seiner Stempelvielfalt, anhand derer
man den Weg dieses Briefes im Jahre 1847 zurückverfolgen kann.
Verschickt wurde der Brief am 04. Oktober 1847 in der Hauptstadt von Mauritius,
Port Louis.
Jede Etappe des Briefes ist durch einen Stempel dokumentiert. Fünf Stempel auf
der Rückseite des Briefes dokumentieren seinen langen Reiseweg.
Nachdem der Brief 55 Jahre unbeachtet im Archiv eines Weinhändlers in Bordeaux
lag, fand ihn 1902 ein französischer Schuljunge und verkaufte ihn 1903 für
1600 Pfund.
Der Brief wechselte mehrfach den Besitzer bis ihn 1993 ein Sammler aus
Singapore für umgerechnet 3,5 Millionen Euro erworben hat und vermutlich noch
heute besitzt.
Die Geschichte der Blauen-Mauritius
Die Geschichte der Blauen und Roten Mauritius beginnt im Jahre 1847. Das
Postsystem, welches unter der französischen Herrschaft existierte, wurde 1846
neu organisiert; so wie es wenige Jahre vorher mit dem britischen Postsystem
geschehen war. Das Postgesetz wurde am 17. Dezember 1846 verabschiedet und trat
am 01. Januar 1847 in Kraft. Artikel 9 des neuen Gesetzes lautete wie folgt:
"Jeder Brief, jede Zeitung oder jedes Paket, die dem Postgesetz unterliegen
und innerhalb der Kolonie oder abhängigen Kolonien verschickt werden und eine
oder mehrere von der Regierung ausgegebenen Briefmarken tragen, sollen von der
Post kostenlos transportiert werden, sofern die Briefmarken noch nicht benutzt
wurden und den Wert darstellen, der den folgenden Tarifen entspricht." Der
Tarif für Inlandpost wurde festgelegt auf 1 Penny pro Brief, verschlossenem Päckchen,
Prospekt, Zeitschrift und Standardpaket welche in Port Louis ausgeliefert
werden sollten, sowie 2 Pence für jeden anderen Brief oder Paket, die im Inland
zugestellt werden sollten.
Im Einklang mit dem neuen Postgesetz bestellten dann der damalige Gouverneur der
britischen Kronkolonie Mauritius, William Maynard Gomm und seine
Frau, Lady Gomm, 500 Stück der Briefmarken. Sie waren für die
Einladungen zu einem Maskenball im Gouvernment House in Port Louis
gedacht, den Lady Gomm am 30. September 1847 veranstalten wollte.
Joseph Osmond Barnard bekam den Auftrag, die Briefmarken mit dem Kopf der
Königin herzustellen, obwohl er wenig Erfahrung im Gravieren von Portraits
hatte. Barnard wurde 1816 in Portsmouth / England geboren. Er kam 1838
nach Mauritius, wo er ein Jahr später eine junge Holländerin heiratete. Eine
Anzeige in der lokalen Zeitung Le Cernéen vom 09. März 1839 beschreibt Barnard
als Kleinkunstmaler und Graveur.
Der Auftrag lautete jeweils 500 Stück der 1 Penny und 2 Pence Marken
herzustellen, sowie die Briefmarken mit den Aufschriften »Penny« und »Post
Paid« zu versehen, was 'die Post wurde bezahlt' heißt. Mr. Barnard merkte
sich jedoch nicht genau den mündlichen Text des Auftrages und versah die Marken
beim Stechen der Druckplatten mit der falschen Inschrift. Anstelle der richtigen
Angabe »Post Paid«, versah er die Marken mit der Inschrift »Post Office« was
'Postamt' bedeutet.
Am 21. September anno 1846 wurden sie dem Governeur und Lady Gomm
ausgeliefert, die am selben Tag noch ihre Einladungen zum Ball verschickten. Die
orangerote ein Pennymarke und die tiefblaue zwei Pencemarke wurden ab dem 22.
September 1847 zum Verkauf angeboten und waren innerhalb weniger Tage
ausverkauft. Danach bekamen auch sie die Inschrift »Post Paid«.
Sieben dieser Einladungen zu dem Maskenball vom 30. September existieren
heute noch und zwei Einladungen tragen sogar noch den Poststempel vom 21.
September 1847. Mauritius war damals die erste Britische Kolonie und das vierte
Land der Welt (zusammen mit den USA), die eigene Briefmarken herausbrachten.
Als der Irrtum in Sammlerkreisen bemerkt wurde, begann die Suche nach diesen
Briefmarken. Heute sind noch 26 Marken vorhanden. Von der orangen-roten
Mauritius sind noch 14 Stück bekannt. Von ihrer Schwester, der blauen 2 Penny
Marke gibt es noch 12 Stück, von denen 6 postfrisch und 6 gestempelt sind. Ihre
Preise gehen in die Millionen und sie halten sich vorwiegend in den dunklen
Kammern von Safes auf, wohingegen ihre Heimat ein angenehmes Klima, herrliche
Badestrände und viel Sonne zu bieten hat.
So, das war's zu der berühmtesten Briefmarke
der Welt,
etwas preiswertere Briefmarken finden Sie sicherlich bei meinen